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Wir sind vom 1. Oktober bis 15. November 2024 an Samstagen, Sonntagen und Feiertagen von 11:00 bis 17:00 Uhr geöffnet.

VON DER TRUTZBURG ZUM LUSTSCHLOSS

Das Maastal, das zu Beginn von den kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen Frankreich und Spanien nicht betroffen war, wurde 1554 von den französischen Truppen besetzt. Die Artillerie des Herzogs von Nevers verschonte die maasländischen Festungen nicht, sie wurden weitgehend zerstört. Aber Freÿr erhebt sich dank Guillaume de Beaufort-Spontin wieder aus der Asche, 1571 baut er es als Herrenhaus wieder auf. Dieses Gebäude wird unter Hubert de Spontin zu einem vierflügeligen Bau mit runden Ecktürmen ausgebaut. Diese sind allerdings zu schlank, um zur Verteidigung zu dienen, aber das entspricht auch nicht länger dem Zweck des Baus. Ab 1637 wird Freÿr eine „Maison de Plaisance“, ein Lustschloss im Renaissance-Stil, in dem wir es auch heute noch vorfinden.

KRIEG, FRIEDEN UND KAFFEE

Im 17. Jahrhundert ist das Grundgebiet des heutigen Belgiens das Schlachtfeld Europas. Frankreich, Spanien, Österreich, England und die Vereinigten Provinzen bekämpfen sich insbesondere im Holländischen Krieg. In dieser Zeit und in den anschließenden Jahrzehnten gewinnen die Spontins an Reichtum und Einfluss. Sie nehmen den Namen Beaufort-Spontin an.

1675 handeln Franzosen und Spanier im Schloss das „Abkommen von Freÿr“ für die Wiederaufnahme des Handels auf der Maas aus. Es ist für die Versorgung ihrer Truppen erforderlich. Die Vereinbarung wird auch als „Kaffeeabkommen“ bezeichnet, da dabei zum ersten Mal auf wallonischem Boden Kaffee getrunken worden sein soll.

HERZOGSRESIDENZ

Nach der „Umkehrung der Allianzen“, der Umkehrung der Allianzen im Jahr 1758 erlebt das Land eine Zeit des Friedens und des Wohlstands. Unter der Leitung von Frédéric-Auguste de Beaufort-Spontin, den Kaiser Joseph II. zum Herzog erhoben hat, wird das Schloss neu gestaltet, um es zu einer seinem Rang angemessenen Residenz zu machen. Das ist die Glanzzeit von Freÿr.

DIE FOLGEN DER REVOLUTION

Nach der französischen Revolution brechen unruhige Zeiten an. Freÿr gehört plötzlich zum Departement Sambre-et-Meuse, also zu Frankreich. Es folgen die napoleonischen Kriege, das tragische und dramatische Ende in Waterloo und der Rückzug der Truppen. Freÿr muss den Besuch der Soldaten Grouchys über sich ergehen lassen, gefolgt von den Russen und Preußen, „die Wein trinken, essen und uns misshandeln“, wie sich der Verwalter des Schlosses beklagt.

DIE BEIDEN WELTKRIEGE

Danach erlebt Freÿr ein friedliches Jahrhundert. Die hundert Jahre zuvor siegreichen französischen Truppen sind 1914 erneut präsent, diesmal als Verteidiger, wodurch das Schloss, in dem französische Soldaten stationiert sind, von der deutschen Artillerie beschossen wird. Später wird das Schloss von den deutschen Truppen als Lazarett genutzt, es entkommt aber den schweren Verwüstungen, die Dinant zu beklagen hat.

Nach dem Krieg

Unter der Leitung von Francis Bonaert, dem Ehemann von Gilda de Laubespin, werden in Freÿr mehreren Restaurierungskampagnen durchgeführt. Während zahlreiche Bauwerke, deren Erhaltung zu aufwändig ist und die den Komforterwartungen des 20. Jahrhunderts zu wenig entsprechen, von ihren Besitzern vernachlässigt oder sogar aufgegeben werden, wird die Domäne (Schloss und Gärten) beharrlich weiter unterhalten und angepasst. Ab dem Ende der 1940er Jahre öffnen sich die Tore für das Publikum.